Was soll ich gucken?
Was soll ich gucken? | © Martin Bornemeier

Was soll ich gucken? Geheimtipps für Serien abseits des Mainstreams

Was soll ich gucken? Die meisten von uns kennen sicherlich das Gefühl, in einer Serie so tief eingetaucht zu sein, dass man nicht genug davon bekommen kann. Und ebenso wissen sicherlich viele, wie anstrengend und frustrierend es ist, wenn man eine Serie beendet und dann nichts mehr zu gucken hat.

Was soll ich gucken? Das Angebot von Serien ist dank Mediatheken und Streamingdiensten nahezu unendlich. Trotzdem oder gerade darum sind wir oft überfordert, wenn wir uns die Frage stellen, was soll ich gucken? In diesem Beitrag stelle ich außergewöhnliche Serien vor, die anders sind und nicht in die Reihe von Mad Men, Breaking Bad und The Office – die ich im Übrigen alle drei ebenfalls großartig finde – passen.

Geheimtipp Nr. 1: Gomorrha

Die italienische Mafia-Serie basiert auf einem Roman des Autors Roberto Saviano, der seit der Veröffentlichung seines Buches unter Polizeischutz steht. Er erzählt die Geschichte der Camorra, eine der bedeutendsten Mafia-Organisationen in Italien.

Die Serie zeigt mit aller Gewalt eine brutale Schattenwelt, von der man sich wünscht, dass sie Fiktion ist. Dem Entsetzen zum Trotz will man als Zuschauer wissen, wie es weitergeht. Italiener schauen Gomorrha (2014-2021), das im Original auf Italienisch und Neapolitanisch ist, mit Untertiteln. Mit Ausnahme einzelner Folgen, die mit einer Freigabe ab 12 gekennzeichnet sind, hat die FSK die Mehrheit der Dreiviertelstünder ab einem Alter von 16 Jahren freigegeben.

Gomorrha habe ich zuerst auf arte gesehen.

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Geheimtipp Nr. 2: The Slap – Nur eine Ohrfeige

Eine Mini-Serie aus Australien erzählt anhand eines Familien- und Freundeskreises wie aus dem Flügelschlag eines Schmetterlings ein Tsunami entstehen kann. Ein Haus mit Garten in einer Kleinstadt als eine australische Version des Traums von Freiheit und Wohlstand verliert nach und nach seine Fassade.

In jeder der insgesamt acht Folgen von The Slap – Nur eine Ohrfeige (2011) steht eine der Hauptfiguren im Vordergrund. Trotz dieser Perspektivwechsel wird die Geschichte mit Spannung im Ganzen forterzählt. Die Folgen sind alle knapp über 50 Minuten und von der FSK ab 12 Jahren freigegeben.

The Slap – Nur eine Ohrfeige habe ich zuerst auf arte gesehen.

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Romanvorlage: Nur eine Ohrfeige – Christos Tsiolkas (gebunden)

Romanvorlage: Nur eine Ohrfeige – Christos Tsiolkas (Taschenbuch)

Geheimtipp Nr. 3: After Life

Ricky Gervais beweist mit seiner britischen Serie den Zusammenhang von schwarzem Humor und philosophischer Ernsthaftigkeit. Schauplatz ist eine von Perspektivlosigkeit geprägte Kleinstadt, in der sich die Abgehängten einer Gesellschaft nicht ausreden lassen wollen, dass es die Liebe und einen Sinn im Leben gibt.

Lachen und Weinen sind in dieser Serie zur selben Zeit möglich, was sie zu einem fesselnden Werk macht. 18 Folgen mit einer Länge von jeweils knapp einer halben Stunde verteilen sich auf drei Staffeln. Netflix empfiehlt After Life (2019-2022) ab einem Alter von 16 Jahren.

After Life habe ich zuerst auf Netflix gesehen.

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Geheimtipp Nr. 4: Feuer & Flamme –

Mit Feuerwehrmännern im Einsatz

Eine Dokumentationsreihe zeigt Berufsfeuerwehren aus dem Herzen NRWs im alltäglichen Einsatz. Die persönliche und empathische Erzählweise hat beruhigende und rührende Wirkung auf den Zuschauer. Die Feuerwehrleute werden nicht als Helden dargestellt, sondern als berufene Diener unserer Gesellschaft.

Feuer & Flamme – Mit Feuerwehrmännern im Einsatz (seit 2017) macht Voyeurismus zu einem demütigen Bekenntnis zu unseren demokratischen Institutionen, die insbesondere im Angesicht von Leid und Zerstörung ihrer Pflicht nachgehen. Eine Folge dauert eine Dreiviertelstunde. Mittlerweile befindet sich die sechste Staffel in Produktion. Es gibt keine Altersbeschränkung.

Feuer & Flamme – Mit Feuerwehrmännern im Einsatz habe ich zuerst im WDR gesehen.

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Mediathek

Feuer & Flamme in der ARD-Mediathek

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Feuer & Flamme – Staffel 1+2 (Blu-ray)

Feuer & Flamme – Staffel 1+2 (DVD)

Geheimtipp Nr. 5: Spuk in Hill House

Wer ruhig schlafen will, sollte diese Mini-Serie auf keinen Fall gucken! Eine Familie bezieht alte Häuser, um diese erst zu renovieren und dann mit Gewinn wieder zu verkaufen. Dabei geht es darum, endlich im Leben anzukommen und auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Alte Wunden werden dabei übersehen und eskalieren in einem bildgewaltigen Trauma, bei dem es dem Zuschauer eiskalt den Rücken runterläuft.

Spuk in Hill House (2018) ist bereits die dritte Verfilmung der gleichnamigen Buchvorlage von Shirley Jackson, die bereits 1959 veröffentlicht worden war. Die insgesamt zehn Folgen sind jeweils zwischen einer Dreiviertelstunde und 70 Minuten lang. Netflix empfiehlt die Serie ab 16 Jahren.

Spuk in Hill House habe ich zuerst auf Netflix gesehen.

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Geheimtipp Nr. 6: Love, Death & Robots

Ebenfalls nichts für schwache Nerven ist diese US-Animationsserie, die kurze Geschichten in apokalyptisch-technischen Zukunftswelten erzählt. Jede der mittlerweile 35 Folgen, die sich auf bisher drei Staffeln verteilt, beinhaltet eine abgeschlossene Handlung. Trotzdem will man als Zuschauer wissen, in was für eine verrückte Situation man als Nächstes geworfen wird.

Das Team der Filmemacher kommt aus aller Welt. Visueller Anspruch trifft auf Technik-Pessimismus und fordert zum aktiven Mitdenken auf. Love, Death & Robots (seit 2019) ist nicht jugendfrei.

Love, Death & Robots habe ich zuerst auf Netflix gesehen.

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Buch zur Serie: John Scalzi – Love, Death and Robots Vol 1 (englisch)

Buch zur Serie: Neal Asher, J. G. Ballard – Love, Death and Robots Vol 2+3 (englisch)

 

Geheimtipp Nr. 7: Mr Selfridge

Wer sich für die Geschichte eines US-Amerikaners in London zwischen 1908 und 1928 interessiert, ist bei Mr. Selfridge (2013-2016) bestens aufgehoben. Die Serie erzählt die Geschichte des Kaufmanns Harry Gordon Selfridge, der mit seinem modernen Kaufhaus das Shoppen in der Oxford Street revolutioniert.

Faszinierend ist neben der Zeit auch die kaufmännischen Herausforderungen sowie die notwendige Überzeugungsarbeit für etwas, das heute vom Aussterben bedroht ist. Die 40 Folgen zu jeweils einer Dreiviertelstunde verteilen sich auf vier Staffeln. Die FSK gibt einzelne Folgen jeweils ab 0, 6 und 12 frei.

Mr Selfridge habe ich zuerst auf zdfNeo gesehen.

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Mr Selfridge – Staffel 1 (DVD)

Mr Selfridge – Staffel 2 (DVD)

Mr Selfridge – Staffel 3 (DVD)

Geheimtipp Nr. 8: In Therapie

Voraussetzung für diese französische Serie ist persönliche Reife und mentale Stabilität. Sie spielt nahezu komplett im Behandlungszimmer des Psychoanalytikers Dr. Philippe Dayan. Die bis zu einer halben Stunde dauernden Folgen geben fast immer eine Therapiesitzung wieder. Zeitlich beginnt die Analyse kurz nach den Terroranschlägen am Freitag, den 13. November 2015 in Paris.

Trotz einiger oberflächlich erscheinender Freud’schen Logik führt In Therapie (2021-2022) den Zuschauer in tiefe, analytische Denkwelten, die bei kognitiver Bereitschaft eine enorme Entspannungskraft entfalten lässt. Die wenigen Bilder sind behutsam ausgewählt, sodass der Denkprozess nicht unterbrochen wird. Präzise Schnitte unterstützen zudem die Perspektivwechsel der Protagonisten.

In Therapie habe ich zuerst auf arte gesehen.

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Geheimtipp Nr. 9: Marseille

In nur 16 Folgen wird dieses französische House of Cards mit Gérard Depardieu zu einem Schaufenster der sozialen Probleme einer Großstadt bei unserem europäischen Nachbarn.

Korrupte und egoistische Politiker beweisen dabei mehr ihre Willenlosigkeit anstelle von Machtlosigkeit gegenüber einer Verbesserung der Lebenswelt armer Bevölkerungsgruppen. Die FSK empfiehlt die zwei Staffeln von Marseille (2016-2018) ab 16 Jahren.

Marseille habe ich zuerst auf Netflix gesehen.

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Geheimtipp Nr. 10: Ein Wunder

Eine italienisch-französische Serie zeigt eine blutweinende Madonna, an der sich eine Reihe von persönlichen Konflikten eines Politikers und eines Geistlichen zeigt. Ein Wunder (2018), das trotz seiner Unglaublichkeit menschliche Verlorenheit in einer orientierungslosen Gesellschaft sehr real und spürbar werden lässt.

Die acht Folgen von jeweils einer Dreiviertelstunde sind interessant für Zuschauer, die sich für die Deutung einer philosophischen Gesellschaft mitreißen lassen können, ohne, dass es dabei um die Frage geht, an was man eigentlich glaubt. Die FSK gibt die Serie ab 16 Jahren frei.

Ein Wunder habe ich zuerst auf arte gesehen.

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Ein Wunder (Blu-ray)

Ein Wunder (DVD)

Was soll ich gucken?

Ein paar Geheimtipps für Serien abseits des Mainstreams. Welche dieser Serien haben Sie schon geschaut? Oder haben Sie eigene Geheimtipps? Lassen Sie gerne einen Kommentar da!

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