Was darf Satire?
Was darf Satire? | © Martin Bornemeier

Was darf Satire?

Was darf Satire? Wenn sich ein Satiriker von einem anderen Satiriker distanziert, dann wird diese Frage spannend.

Was darf Satire? Nico Semsrott ist als gewählter Politiker Mitglied im EU-Parlament. Seine Mitgliedschaft in Die PARTEI hat er aufgegeben. Dahinter steht die Frage „Was darf Satire?“

Diese Frage wird immer wieder gestellt, wenn Politik und Satire über das übliche Maß hinaus miteinander in Berührung kommen. Im Januar 2021 entstand diese Auseinandersetzung innerhalb von Die Partei, die Abgeordnete im europäischen Parlament, im Deutschen Bundestag und auf kommunaler Ebene in Deutschland hat.

Die PARTEI wurde 2004 vom ehemaligen Chefredakteur des Satiremagazins Titanic Martin Sonneborn mitgegründet. Nico Semsrott sitzt zusammen mit seinem ehemaligen Parteifreund Sonneborn als gewählter Politiker im europäischen Parlament. Seine Mitgliedschaft kündigte Semsrott, um sich von Sonneborns Umgang mit Rassismusvorwürfen und seinen Legitimationsversuchen durch Kunstfreiheit zu distanzieren.

„Was darf Satire?“ ist eine Frage, die eigentlich zwischen Politkern und Satirikern entsteht. In der aktuellen Auseinandersetzung betrifft sie allerdings Akteure, die sowohl in der Satire als auch der Politik zu Hause sind. Das ist Anlass genug, nach den Hintergründen von Satire und Politik zu fragen.

Eine besondere Beziehung

Politik und Satire verbindet ihre Ernsthaftigkeit. Sowohl der Satiriker als auch der Politiker sind von einer Überzeugung getrieben. Es ist der Ernst der Lage, den beiden antreibt. Dem Satiriker ist es bspw. nicht egal, wenn der Politiker seine Rolle nicht ernst nimmt. Und umgekehrt will der Politiker ernst genommen werden und seine Überzeugungen ernsthaft verkaufen.

Wer Satire ernst meint, ist politisch und macht aber keine Politik. Wer Politik ernst meint, macht keine Satire, sondern liefert satirisches Potential. Für die Beziehung der beiden gilt: Satire ist politisch und Politik ist satirisch. Es ist also eine Frage der Perspektive.

Was darf Satire denn jetzt?

„Was darf Satire?“ ist eine grammatikalisch richtig formulierte aber nicht semantisch funktionierende Frage. Treffender wäre die Frage: Wie ernst ist Satire? Wenn jemand etwas total ernst meint, macht er es aus Überzeugung. Politik und Satire haben beide den Anspruch, überzeugend zu sein.

Allerdings trennt die Überzeugung auch Politik und Satire: Der Politiker ist von einem bestimmten Weg überzeugt, der Satiriker überzeugt mit seinem bestimmenden Weg! Denn sein Witz soll zünden und in den Augen der Rezipienten überzeugen. Die Gesellschaft fungiert dabei als die Kontrollinstanz für die Beziehung zwischen Politik und Satire.

Ich persönlich kann Satire und Politik nicht zusammen machen. Aber ich kann der Politik nicht verbieten, satirisch zu sein. Denn das ist es ja, was ich als Satiriker ausmachen will. Weil beide auf die gegenseitige Beziehung angewiesen sind, können sie sich nur zu einer demokratischen Grundhaltung bekennen.

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