Humorlose Toleranz und Polemik
Humorlose Toleranz und Polemik | © Martin Bornemeier

Humorlose Toleranz und Polemik

Humorlose Toleranz und Polemik. Warum mich das Thema Late Night so fasziniert.

Sprache verbindet Menschen und trennt sie zugleich. Am Humor scheiden sich zudem die Geister. Toleranz und Polemik gehören nicht zusammen.

Sprache spielt für die menschliche Identität und das gesellschaftliche Miteinander schon immer eine entscheidende Rolle. Religion, Staat, Wissenschaft und auch die Poesie wären ohne Sprache unmöglich. Sprache entwickelte sich seither kontinuierlich weiter und sorgt auch heute weiter für Diskussionen.

Humor als wesentlicher Bestandteil von Sprache

Eine besondere Form der Sprache ist der Humor. Mit Sprachspiel und Wortwitz lassen sich komplexe Zusammenhänge und gesellschaftliche Absurditäten konzentriert zum Ausdruck bringen. Und idealerweise lachen andere Menschen dann mit. Aber nicht alle Menschen teilen denselben Humor.

Menschen können auch mit Sprache oder einzelnen Worten Menschen verletzen. Daher ist es naheliegend, dass Menschen auch mit Humor verletzt werden können. Allerdings ist der Humor dadurch nicht automatisch intolerant. Der Humor funktioniert eben nur bei Menschen, die ihren eigenen Schmerz zulassen.

Toleranz bedeutet Ertragen

Toleranz geht in zwei Richtungen. Zum einen bedeutet Toleranz das Ertragen der anderen Menschen. Zum anderen steht Toleranz auch für das Ertragen von einem selbst. Um sich selbst in der Welt und seine eigenen Grenzen ertragen zu können, ist der Humor ein uraltes Mittel der Menschen. Der Humor grenzt sich dabei deutlich von Hass oder Verachtung ab: Denn der Humor ist die Grundlage für eine Vielfalt von Kunstformen, wie Satire, Comedy, Kabarett oder eben auch Late Night.

Mit Hilfe des Humors nimmt der Humorist seinen Schmerz gegenüber der Welt und deren Unverständnis ernst. Der Humor reduziert dabei nicht die Komplexität der Dinge, sondern, er komprimiert die Vielfalt der Aspekte auf ein sprechbares Maß. Wer den Humor in seiner Vielfalt beschneiden will, ignoriert den Schmerz des Menschen und die Komplexität der Welt.

Humor zeigt Persönlichkeit

Humor ist immer auch ein Stück weit Offenbarung von eigener Unzulänglichkeit. Der Humorist ist dabei sehr persönlich, seinen Humor braucht man aber nicht persönlich nehmen. Der Humor ist Zeuge der Grenzen des eigenen Verständnisses und gleichzeitig ein Ausdruck von Ehrfurcht vor dem großen Ganzen.

Humor grenzt sich dabei deutlich von Polemik ab. Die Intention des Humoristen ist zum einen, die Welt mit einem Witz begreifbar zu machen. Zum anderen erarbeitet der Humorist seinen Witz mit Kreativität und baut somit an einer Schaffenshöhe. Unterschiede im Humorniveau zeigen sich in den Unterschieden der Schaffenshöhe. Aber auch schlechter Humor bzw. Humor mit niedriger Schaffenshöhe muss toleriert werden.

Polemik ist humorlos

Polemik hingegen ist die bloße, mechanische Widergabe von Klischees, Stereotypen ohne die eigene Vereinnahmung des Klischees oder Stereotyps bzw. die Verwendung im Unbewusstsein der Worte und ihres Horizontes. Der Humorist hingegen kann Stereotype und Klischees bewusst einsetzen.

Polemik ist Politik, Humor ist Kunst und kann politisch kommentieren. Polemik hat eindeutige Absichten, Kunst ist uneindeutig und spielt mit der Kontingenz und den offenen Fragen des Lebens. Kunst kann anspruchsvoll sein, Polemik niemals. Humor zielt auf den Geist und die Intuition, Polemik auf Gefühle und den Instinkt.

Toleranz und Gesellschaft

Die Auseinandersetzung zwischen Humor und Polemik ist unabgeschlossen. Auch dieser Zustand ist eine Anfrage an den Zustand gesellschaftlicher Toleranz. Eine Gesellschaft, die auf bestimmte Fragen eine Antwort erzwingt, ist in höchstem Maß intolerant.

Polemik will einen selbst und andere nicht zum Lachen bringen. Lachen ist hingegen die hoffnungsvolle Reaktion in einer Position, von der aus man sich machtlos fühlt, aber seine Hilflosigkeit nicht akzeptieren möchte. Der Humor ist Zeichen einer positiven Haltung gegenüber dem Leben. Polemik ist hingegen Ausdruck der Verachtung und Selbstaufgabe.

Mission Late Night

Schlechter Humor zeigt sich zudem unabhängig von der Frage nach Toleranz. Humor mit kontinuierlich niedriger Schaffenshöhe gehört zu dieser schlechteren Kategorie. Erkennbar ist schlechter Humor auch durch den Gebrauch einer Frage für den Witz anstelle einer richtigen Punch-Line. Meine Mission ist es daher ein Angebot für Menschen zu schaffen, die meinen Humor teilen und denen mein Humor hilft, die Welt und das Leben als etwas Gutes zu begreifen.

Der Vorteil am Netz und an den Medien allgemein ist, dass dieses Angebot niemanden zum Konsum zwingt und jeder dazu aber auch seine Meinung äußern darf. Anders als es bei Propaganda der Fall wäre. Ohne diese sprachliche und geistige Vielfalt lässt sich friedvolles Leben nicht dauerhaft durchsetzen. Das ist die Mission, die hinter dem Projekt „Late Night mit Martin Bornemeier“ steht und wofür ich jetzt um Unterstützung werbe: https://steadyhq.com/martinbornemeier/

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