Frauen an die Macht
Frauen an die Macht | Bild von Alexa auf Pixabay

Frauen an die Macht!

Frauen an die Macht! Frauen mit Kindern werden oft auf ihre Mutterrolle reduziert. Sind sie für Führungspositionen daher ungeeignet?

In einem Sozialen Netzwerk stieß ich die Tage auf einen etwa drei Wochen alten Kommentar zu einem Satz von Claus Kleber im ZDF heute journal vom 18. Oktober 2020. In dem Kommentar kritisierte die leitende Angestellte Marie-Christine von Hahn die Erläuterungen Klebers zu dem Gespräch mit der Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim. Nach dem Interview, das vor der Sendung aufgezeichnet wurde, sagte Claus Kleber:

Wir haben das Gespräch schon am frühen Abend geführt. Dr. Nguyen-Kim wird danach als Mama gebraucht, das ist sie nämlich auch noch mit Energie und Hingabe.“

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heute journal vom 18. Oktober 2020 (Interview ab 8:22)

Von Hahn kommentierte diese Aussage in dem Sozialen Netzwerk LinkedIn:

Solche Sätze sind verheerend. Sie sehen nett aus, tatsächlich aber schmälern sie die hohe Kompetenz von Expertinnen. Der letzte Eindruck bei vielen Zuschauern ist, dass die Expertin Mutter ist, nicht, was sie zuvor Kluges gesagt hat.
Genau solche beiläufig wirkenden Sätze nähern den eben doch noch weit verbreiteten Eindruck, dass Frauen für Führung weniger geeignet sind als Männer. In diesem Fall, weil sie ihre Passion fürs Muttersein von der Arbeit abhält.“

Kommentar bei LinkedIn

Nur die Mama

Ich bin zu Besuch in der Heimat. Auch mein eineinhalb Jahre alter Neffe ist da. Mein Neffe schreit. Ich versuche ihn mit einem Spielzeug abzulenken. Er lässt sich nicht beruhigen. Dann versucht die Oma seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Vergeblich. Der Papa muss her. Er nimmt ihn auf den Arm und versucht ihn zu beruhigen. Aber auch Papas Macht ist begrenzt. Keiner der Anwesenden hat eine Chance, es muss die Mama sein! Sie unterbricht ihre Arbeit und kommt.

Andere Situation. Eine Freundin von mir ist immer sehr schwer zu erreichen. Sie hat zwei Kinder. Wenn ich mit ihr telefoniere, kommt irgendwann der Punkt, an dem sie frühzeitig aufhören muss. Eins der Kinder braucht sie. Ich habe dafür Verständnis. Eine Erklärung ist hilfreich für mich und schmälert mein Ansehen von ihr überhaupt nicht. Im Gegenteil.

Männlichkeit auf Abwegen

Ich selbst bin mein Leben lang Single und weiß nicht, was die Frauen eigentlich von mir als Mann erwarten. Der oben zitierte Kommentar ist für einen Mann wie mich ein Schlag ins Gesicht.

Ich habe kein Auto mit dem ich meine Männlichkeit zum Ausdruck bringe, ich habe kein abenteuerliches Hobby und gehe nicht ins Fußball-Stadion. Ich verbringe gerne Zeit zu Hause, führe tiefsinnige Gespräche, bin einfühlsam, mache meine Wäsche selber und kann kochen.

Manchmal bin ich einsam und wünsche mir, gefunden zu werden. Ich bin nicht der Macker, der sich seine Frau erobert. Gegen meine inneren Widerstände habe ich Online-Dating ausprobiert. Bei verschiedenen Anbietern. Dort wird mir mit Ausschnitten und prallen Busen selbstbewusst die Ware präsentiert. Wenn mir dann doch mal eine zusagt, bleibt sie für mich unerreichbar, weil ich nicht in ihr Beuteschema passe.

Biologie ist eine Wissenschaft für sich

Auch ich bin schon mal angemacht worden. Allerdings schalte ich nicht so schnell. Ich bin Romantiker und will erobert werden. Aber, und das ist mir mittlerweile klar, ich will Karriere machen. Ich habe lange gewartet und hätte es auch in Erwägung gezogen, zu Hause zu sein und mich um Kinder zu kümmern. Im Rahmen meiner Möglichkeiten.

Eine Frau kann alleine schwanger werden und ein Kind bekommen. Ich als Mann kann meinen Samen zwar spenden, aber alleine kein Kind adoptieren. Ich kann gut mit Kindern, aber so lange Männer noch keine Brüste haben, kann ich niemals diese mütterliche Bindung ersetzen, die das Kind bei seiner Mutter sucht.

Frauen bleiben die besseren Frauen

Es lohnt sich übrigens ihren Kanal ‚MaiLab‘ in YouTube zu finden, nicht nur zu Corona, aber schon auch.“

Claus Kleber weißt am Ende auf den YouTube-Kanal der Wissenschaftsjournalistin hin. Das ist der letzte Satz in dem mehr als sechsminütigen Block im heute journal mit Mai Thi Nguyen-Kim. Sie bleibt mir als kompetente Wissenschaftlerin und erfolgreiche Journalistin in Erinnerung.

Der Kommentar von Marie-Christine von Hahn zeigt, dass sie alles andere als Verständnis für die Aufzeichnung des Gesprächs hat. Von Hahn wünscht sich entweder Frauen ohne Kinder oder befürwortet das Schweigen über die Belastung, die eine Eltern-Rolle mitbringt. Letztendlich ist es von Hahn selbst, die Nguyen-Kim auf ihre Mutterrolle reduziert. Für mich macht Claus Klebers Hinweis hingegen deutlich, das Kompetenz und Kinder miteinander vereinbar sind.

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